Nicht wie geplant

Eigentlich hätte ich heute gerne ein paar schöne Bilder aus Braamfontein und Maboneng gepostet, zwei schöne Stadtviertel in Johannesburg, die weniger gefährlich, aber dafür umso moderner, hipper und bunter sind. Leider sind wir auf dem Weg vom einen zum anderen Viertel Opfer eines fiesen und hinterhältigen Überfalls geworden, dem unter anderem meine Kamera zum Opfer fiel. Fünf Männer schlichen sich feige von hinten an, sie würgten uns und wir würden brutalst zu Boden gerissen. Ich ließ mir bereitwillig meine Tasche abnehmen und musste hilflos zusehen wie sie an Herrn C. rumrissen und dabei seine Jacke zerfetzten und die Brille zerstörten. Das alles geschah am helllichten Tag auf belebter Straße. Kein Mensch kam zu Hilfe und es fühlte sich einfach grauenvoll an. Erst als die Gruppe das Weite suchte, merkte ich, dass ich mir vor Angst in die Hose gemacht hatte. Ich schluchzte hemmungslos während mehrere Leute zu uns kamen. Alle waren sehr nett und ich verstehe auch, dass niemand geholfen hat. Die Gruppe war einfach zu groß … irgendwie hatten alle das Gefühl, sich dafür entschuldigen zu müssen. Don’t give up on our country … sagte eine junge Frau zu mir. Würde ich niemals tun, ich gebe noch nicht mal diesen kleinen ****** (keine Ahnung wie ich die nennen soll. Alles was ich zu sagen habe, ist nicht jugendfrei) schuld. Letztendlich sind sie auch nur Opfer eines korrupten Systems, in denen das Schicksal der Ärmsten in der Gesellschaft kaum eine Rolle spielt. Ich weiß, dass sie im Grunde auch nur ums Überleben kämpfen.

Trotz allem, der Tag war futsch. Ich wollte einfach nur auf schnellstem Weg zurück ins Hotel. Ein Mann begleitet uns in eine andere Straße, in der ein Polizeiauto stand. Glücklicherweise fuhren uns die beiden netten Polizisten dann auch zurück ins Hotel, wo gleich ein paar Leute auf uns zukamen, und sich nochmal für das Verhalten ihrer Landsleute entschuldigten. Die Polizei aus dem Stadtteil kam noch ins Hotel und wir sollten eine Anzeige aufgeben. Nicht dass das irgendwas bringen würde, aber nichts zu machen, bringt ja auch nix.

Ich fühle mich gerade sehr leer und ausgepowert. Meine Kamera ist weg, meine Handtasche und das darin befindliche Strickzeug. Das ist bedauerlich, aber ersetzbar. Wir sind glücklich, dass wir außer ein paar Schrammen nichts abbekommen haben. Wir sind gesund und unverletzt, und das hätte wirklich alles viel schlimmer kommen können.

Ein Kommentar zu „Nicht wie geplant

  1. Puuuh,
    Da bekomme ich ja beim Lesen Gänsehaut, aber gut, dass nix schlimmeres geschehen ist.
    Ich freue mich immer über Deine Reiseberichte und hoffe für euch, dass ihr trotz des üblen Startes in diesen Urlaub nur noch schöne Tage habt ab jetzt. Entspannung stellt sich hoffentlich auch noch ein!
    Lieber Gruß aus Norddeutschland

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