Schweinchenrosa

Heute geht es mir schon ein ganzes Stück besser. Ich habe keinen Schlauch mehr am Fuß, was eine große Erleichterung ist. Dafür sind aber noch 2 Leitungen am Arm, eine ist für die Antibiotika, von denen ich höchstwahrscheinlich heute Abend meine letzte intravenöse Dosis bekomme, die andere ist für das Morphin, welches ich mit einem kleinen Drücker selbst dosieren kann und mich somit selbst ins watteweiche, schmerzfreie Happyland befördern kann.

Aber auch hier die gute Nachricht, während ich diese Pumpe gestern noch exzessiv (50+) genutzt habe, habe ich heute erst 3 mal den Knopf gedrückt. 
Schmerzen habe ich leider immer noch, aber jetzt hoffe ich, dass es mit jedem Tag besser wird. 
Etwas lustig-skurriles ist in den letzten Tagen auch passiert. Über meine Strickwebseite namens Ravelry habe ich in einer Gruppe per Forum von meinem ganzen Dilemma (Affenbiss etc. ) erzählt … und dass ich jetzt, wo ich hier so rumliege, gerne diese eine Strickjacke stricken würde, und ob vielleicht jemand eine Ahnung hat, wo man in Singapur Wollgeschäfte findet (in die ich Kai dann hätte schicken können ;-) 
Hey, wieso spüre ich massenweise augenrollendes  Unverständnis ? ;-)
Gemeldet hat sich Jackie, so alt wie ich, aus Singapur … ebenfalls leidenschaftliche Strickerin. Diese Frau ist der Hammer, bereits am nächsten Tag ist sie losgezogen, und wir waren zusammen Wolle gucken. Sie draußen in den Geschäften, ich im Krankenhausbett. Per Whatsapp hat sie mir einige Wollkollektionen fotografiert und ich konnte vom Bett aus in möglichen Farb- und Materialkonstellationen schwelgen. 
Als wir die geeignete Wolle gefunden hatten, hat sie mir ein paar Farben zur Auswahl mitgebracht. 
Gestern ist sie dann wieder losgezogen und hat mir das komplette Garn, in den von mir ausgewählten Farben ins Krankenzimmer geliefert. Wahnsinn. 
Heute sitze ich also hier und kann meinem Lieblingshobby  nachgehen und die Nadeln ordentlich klappern lassen. Ich könnte mich den ganzen Tag darüber freuen. Und Kai freut sich mit. Denn ich bin sicher, dass die Good Vibrations auch ihren Teil zur Genesung beitragen.  
Simone hatte noch einmal gefragt, wie denn nun aus einer so kleinen Narbe eine solch große Wunde entstehen kann, die nur noch mit einem Transplantat geschlossen werden kann. 
Das liegt tatsächlich an der Entzündung. Diese war in der Tat sehr weit fortgeschritten. So musste der ganze Bereich großzügig erweitert werden,  um ihn zu reingen. Da dann die Entzündung leider nicht so schnell zurückgegangen ist, wie sich das die Ärzte gewünscht hätten, wurden die mittlerweile abgestorbenen Hautlappen auch noch entfernt. Außerdem haben sich die beiden Sehnenenden so weit zurückgezogen, dass auch bis dort hin geöffnet wurde. So entstand diese Riesenwunde.  
Jeden Tag kommt jetzt Dr. Peng herein, und schaut durch ein kleines Fensterchen im Verband, ob die Haut schön rosig ist. Bis jetzt sieht alles gut aus … und mit größter Vorsicht wiederhole ich, was er gesagt hat, nämlich dass ich nach dem Verbandswechsel am Montag höchstwahrscheinlich schon am Mittwoch Abend auf dem Weg nach Frankfurt sein könnte. 
Jetzt müssen wir noch darum kämpfen, dass Kai in den gleichen Flieger kommt. Das wäre mir so wichtig, aber die Versicherung sträubt sich noch :-(
Ich kann es mir gar nicht vorstellen, diese Reise, die wir vor zwei Monaten gemeinsam so glücklich begonnen haben, jetzt nicht auch gemeinsam abschließen zu können. 
Denn auch dieser ganze Schlamassel hier ist Teil des Ganzen, und wir werden sicher noch unzählige Male davon erzählen.  

2 Kommentare zu „Schweinchenrosa

  1. wie lustig!!!! die geschichte mit der wolle!!!! eine private wollshopperin!!! ich drück die daumen, daß das „fenster“ rosa bleibt!! :) liebe grüße.

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