Kalimera

Wenn ich könnte wie ich wollte, dann tät ich jetzt den Sekundenzeiger an der Uhr etwas langsamer stellen. Die Zeit vergeht mal wieder viel zu schnell, denn morgen geht es leider schon wieder nach Hause.

Es tut dennoch unheimlich gut, nochmal so richtig Sonne zu tanken, bevor es zuhause sicher sehr viel kühler sein wird.

Es ist so schön hier zu sein. Morgens springen wir immer als erstes in einen der Pools und danach geht’s zum Frühstück. Während Herr C. einmal das gesamte Buffet rauf und runter futtert, entscheide ich mich immer wieder fuer den vollfetten griechischen Joghurt mit Honig und Nüssen und dazu frisches Obst. So ist die Ernaehrung am Morgen wenigstens einigermaßen im Rahmen ;-)

Vorgestern waren wir erst am Strand, sind ein paar mal im Meer geschwommen und dabei von kleinen Fischchen angeknabbert worden. Später haben wir uns dann an den riesigen Meetwasserpool verzogen und dort das gleiche Ritual zelebriert. Nur ohne Fische.

Gestern haben wir mit dem Bus einen Ausflug nach Rhethymno unternommen. Ein kleines Städtchen an der Nordküste Kretas mit kleinem Hafenbecken und tausenden Restaurants, Cafés und Geschäften. Wir haben dort gegessen und verzehrt, gekauft habe ich sonst nix, aber das ist auch ok. Dafür lief die Kamera heiss und ich konnte ausgiebig meine Lieblingsmotive knipsen. Dazu zählen kleine Stilleben aller Art, auf denen dann vorzugsweise noch eine Katze ihren Mittagsschlaf hält.

Apropos Katzen. Hier in der Anlage, direkt neben unserem kleinen Häuschen wohnt eine kleine Familie. Eine noch sehr junge Katzenmama versorgt ihre 7 Jungen. So suess das auch ist, so anstrengend ist es sicher auch fuer die arme Mama. Dennoch muss ich zugeben, dass ich den kleinen stundenlang zuschauen koennte. Alle scheinen wohlauf und dürften etwa 6 Wochen alt sein.

Abend gibt es dann wieder Essen im Buffetstyle und hier schaffe ich es leider nie, die zahlreichen Nachtischkreationen zu ignorieren.

So, und jetzt lade ich geschwind diesen Beitrag hoch, zusammen mit meiner Fotoausbeute der letzten Tage und dann gebe ich mich noch mal dem ausgiebigen Sonnenanbeten hin. Begleitet von leichtem Stricken und einem wundervollen Hörbuch.

Fliegen in den Zeiten von Corona

Heute ist schon der zweite Tag unserer kleinen Reise auf die wundervolle griechische Insel. Wir sind auf Kreta! Djeser Urlaub war eigentlich schon im Mai geplant, wurde dann aber coronabedingt auf Ende September verschoben.

Ich muss gestehen, ich habe damit gehadert. Wohl war mir nicht bei dem Gedanken, dieses Jahr noch in einen überfüllten Flieger zu steigen. Aber es war nun mal gebucht und wir wollten es dann auch nicht ausfallen lassen.

So begaben wir uns also am späten Sonntag vormittag in Richtung Flughafen. Es war erstaunlich, wie viel doch los war, mehr als erwartet, aber natuerlich deutlich weniger als in einer „normalen“ Zeit. Gegen zwei begann der Einsteigeprozess. Wie immer. Als wäre nix … und zu meinem Grauen stellten wir fest, dass das Flugzeug komplett ausgebucht war. Ich hatte das Gefühl, die Sitzreihen waren noch näher zusammengeschoben. So ugewohnt war es, anderen Menschen so nahe zu kommen. Ich war extrem unentspannt und schimpfte leise vor mich hin. Wie konnte ich nur so bescheuert sein. Nach beengten drei Stunden mit ein bisschen Stricken und spannendem Hörbuch erreichten wir die sonnige Kykladeninsel.

Kaum macht es im Flugzeug Bing, klickt es überall und die Menschen erheben sich alle gleichzeitig und nesteln an der Gepaeckablage rum. Normalerweise ist das so. Wir wurden allerdings aufgefordert, sitzen zu bleiben und das Flugzeug Reihe fuer Reihe zu verlassen. Wenigstens etwas.

Draußen angekommen, dann die nächste Anspannung. Fischt man uns fuer einen zufälligen Coronatest aus der Menge? Meiner Nachbarin ist das im Sommer bei der Einreise nach Griechenland passiert und sie erwähnte, dass sie mit zwei Nasenabstrichen maltraetiert wurde. Aber wir hatten Glueck und durften einfach durchgehen.

Hatte ich erwaehnt, dass wir uns hier auf einer Art Pauschalreise befinden?Transfer inklusive, und das bedeutet, dass der behaebige Bus die kleinen griechischen Straßen entlang ächzte und dabei jede Hundehütte abklapperte. Es schaukelte und mir war schlecht. Dennoch waren wir gegen 9 endlich im Hotel. Uff! Geschafft.

Wir bekamen sogar noch ein Abendessen und als wir spaeter endlich auf dem Balkon saßen und den Grillen lauschten, war er wieder da, der spontane Glücksanfall. Irgendwie hatte ich wegen dem ganzen Coronagedöns vergessen, mich angemessen auf den Aufenthalt in der Sonne vorzufreuen. Aber die Spannung fiel endlich ab und zufrieden schauten wir in das grosse schwarze Nichts. Das muss das blaue Meer sein, ich konnte es kaum erwarten, dass die Sonne aufgeht.

Saluti da Senigallia

Es war einmal … vor vielen vielen Jahren, da gab es ein kleines Mädchen, welches einige glückliche Wochen ihrer Kindheit mit der ganzen Familie in Italien an der Adria verbracht hat. Genauergesagt in einem kleinen Badeort namens Senigallia, irgendwo am Meer zwischen Ancona und Rimini gelegen. Es waren die 70er und ich erinnere mich, wie wir oft mitten in der Nacht mit unserem Auto über den Brenner gefahren sind. In der Regel gab es irgendwo einen Übernachtungsstop, denn die Fahrt war damals sicher noch ein paar Stunden länger als es heute möglich wäre. Mir wurde meistens schlecht im Auto und ich muss oft mit der Frage genervt haben: „sind wir bald da?“

Irgendwann war es aber immer soweit und wir fuhren am Hafen vorbei auf die Lungomare zum Hotel International. Damals noch in gelb getuencht war es wahracheinlich das modernste Hotel am Platz. Ich bin sicher ich war immer furchtbar aufgeregt und wusste nicht, was ich zuerst und zuletzt machen sollte. Einen Bombelone essen oder Spielsachen kaufen oder ein Gelato bei Waldemar (Papa bezahlt).

Wir verbrachten hier viele schöne Urlaube, vielleicht sechs oder sieben Mal waren wir hier. Woran ich dabei am meisten denke, ist die wundervolle kindliche Unbeschwertheit, die ich damals erlebte.

Als Herr C. in diesem Jahr unseren Italien Urlaub plante, stellte ich fest, dass der kleine Ort Senigallia direkt auf unserer Route lag. Praktischerweise ergab sich eine Übernachtung, die nicht verplant war, und so konnten wir mein altes Familienhotel für diese eine Nacht buchen.

Sonntag früh war es endlich soweit und ich war voller Vorfreude, als wir das schöne Umbrien verließen und uns der Region Marken näherten. Natuerlich gab es auch gemischte Gefühle. Macht es wirklich Sinn, einen zugegebenerweise verklärten Blick auf die Vergangenheit durch einen erneuten Besuch kaputt zu machen?

Aber die Sorge war vollkommen unbegründet, denn auch wenn sich das Leben ansonsten rasant verändert, im Hotel International scheint die Zeit stehen geblieben. Das Interiör ist in die Jahre gekommen, aber dafür weitestgehend unverändert. Im Speisesaal mit den grossen ovalen Spiegeln an den Wänden bedienen die schwarz-weiß gekleideten Kellner und die Zimmereinrichtumg strahlt immer noch den Charme der 70er aus. Vielleicht hatte ich schon damals einen Blick für architektonische Details, aber ich kann mich ebenso an die Türknäufe mit den Druckknöpfe erinnern, wie an das weiß geflieste Bad mit der runden Dusche in der Aussenwand. Selbst der Geruch des chlorhaltigen Reinigungsmittels ließ alte Erinnerungen wach werden.

Für mich war dieser Besuch hier etwas ganz Besonderes und ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass Herr C. sich darauf einliess. Hatte er doch das eine oder andere Vorurteil gegenüber dem sogenannten Teutonengrill.

Das letzte Mal war ich mit meinen Eltern alleine hier, mein Bruder war aus den gemeinsamen Familienurlauben bereits herausgewachsen. Wir schreiben das Jahr 1985 und ich war süsse 16. Ich erinnere mich sehr genau, wie ich mich damals in einen Kellner des Hotels verknallt habe. Das gehört wahrscheinlich, wie die rausgewachsene Dauerwelle, zu den Erfahrungen, die alle Mädchen der 80er irgendwann gemacht haben. Er hieß Fabrizio und war bestimmt schon 20 Jahre alt.

Ich habe meinem Gatten davon erzählt und der hat sich einen Riesenspass daraus gemacht, zu überprüfen, ob es diesen Fabrizio noch gibt und ob es vielleicht der leicht untersetzte Kellner mit dem kreisrunden Haarausfall sein könnte. Ich habe lieber nicht gefragt. Denn hier mag ich an der romantischen Verklärung der Vergangenheit keineswegs rütteln ;-)

Natuerlich hat sich auch einiges verändert, während früher vielleicht 5 oder 6 Schirmchenreihen am Strand hintereinander standen, konnten wir an manchen Stellen bis zu 20 Reihen zählen. Am Strand gibt es praktisch keine Freiflächen mehr. Die Bagnos mit dem bunten Plastikspielplätzen reihen sich aneinander. Dennoch sind die Liegeplätze vielleicht nur zu 20 Prozent belegt. Das mag Corona bedingt sein, oder auch, weil die Hochsaison langsam zu Ende geht. Wir es hier aussieht, wenn alles voll belegt ist, mag ich mir nicht gerne vorstellen.

Abends machten wir einen Spaziergang in die wunderschöne Altstadt. Wir durchqueren dabei den alten Fussgängertunnel, der so niedrig ist, dass ich meinen Kopf einziehen muss. Früher brauchte ich das nicht ;-)

Wie fast jede italienische Innenstadt, erwachte auch Senigallia abends erst richtig zum Leben. Fast alle Geschäfte waren geöffnet und wir machten uns auf die Suche nach einem schönen Lokal. Da ich mir wenig Sorgen um die Qualität des Essens machte, entschieden wir nach dem Ambiente. Eine kleinen gedeckten Tisch fanden wir dann auf einer schönen Piazza mit leichter Musik im Hintergrund. Die Abendluft war noch warm und angenehm und wir liessen uns jeder eine frisch gebackene Pizza schmecken, gefolgt vom obligatorischen Espresso und einem vorzüglichen Gelato für den Nachhauseweg.

Ich bedanke mich bei meinen Eltern fuer die vielen schönen Familienurlaube, die wir natuerlich nicht nur in Senigallia verbracht haben. Bei meinem grossen Bruder, der seine kleine Schwester immer geduldig ertragen hat. Und ich bedanke mich bei Herrn C. der die Zeichen der Zeit richtig erkannt hat, und mir diesen kleinen Einblick in die Vergangenheit ermöglicht hat (Säuselmodus Ende ;-)