Geschichten aus dem Dampfbad

Chinatown geht immer, damit kann man nichts falsch machen, dachten wir vorgestern Abend nach dem leicht ernüchternden Tag in KL. Kann man doch, nämlich indem man ihm die sonst so quirlige Atmosphäre nimmt und das ganze in ein riesiges Shoppingparadies für Fälschungen aller Art transformiert. Mit unermüdlichem Wiederholungszwang bekommt man abwechselnd Gucci oder Pradataschen angeboten.  Restaurants gibt es wenige und so sind wir abgezogen in ein indisches Restaurant mit Klimaanlage, die auf gefühlte -5 grad heruntergekühlt war … Es war so kalt, dass ich den Kellner fragte, ob er vielleicht ein Tuch hat zum Umhängen. Das Essen war dann aber doch sehr lecker und die Mango Lassi war hervorragend. 
Kurz vorm einschlafen, habe ich dann noch ein bisschen rumgesurft, irgendwas muss es doch geben. Da habe ich den Chow Kit Wet Market entdeckt. Da uns Märkte in anderen Ländern immer glücklich machen sind wir  gestern morgen gleich nach dem Frühstück dort hin. Und das war dann auch tatsächlich recht schön. Man kommt auf solchen Märkten aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich liebe einfach diese Berge an exotischen Früchten und die Gerüche. Ok, der Geruch toter Kuhköpfe ist eher streng, aber dennoch. Hier wird alles vom Tier verwertet und das ist eben auch konsequent. 
Irgendwo im Getümmel hat dann eine Katze, die wahrscheinlich selbst gerade mal ein Jahr alt war, ihre 4 Junge gesäugt. Ich war so fasziniert und unfähig mich von dem Schauspiel wegzubewegen. Der Besitzer fragte mich, ob ich sie haben wolle (in mir schrie es, jaaaaaa ;-). Leider wären 4 Kätzchen samt Mutter eher unpraktisch für die Weiterreise. Aber alle waren in gutem Zustand und wurden gefüttert. Schweren Herzens sind wir weitergezogen … 
Anschließend sind wir weitergelaufen, und gelaufen, und gelaufen, irgendwo in der Stadt soll es einen echten Dschungel geben, also sind wir noch weiter gelaufen, gelaufen, gelaufen … bis wir uns schließlich so richtig verlaufen haben.  Die Sonne hat trotz dichter Suppe aus Smog und Luftfeuchtigkeit ordentlich eingeheizt, so das uns der schweiß heruntergelaufen ist als wäre man in einem Dampfbad. Kurz vorm Kreislaufkollaps sind wir dann aber wieder  auf dem richtigen Weg gelandet und waren in einem anderen Park, auch alles sehr Dschungelig und spannend. 

Es gab dort dann einen schmetterlingspark, in dem die wunderschönen Doppelflügler einfach so in einer großen Voliere  herumgeflattert sind. Man konnte durchlaufen und es war sehr schön. Überall flatterte es. Der Maulwurfn war ganz aus dem Häuschen … de Schmettegage …
Einer hat sich sogar auf mein Shirt gesetzt. 

Danach wollten wir weiter in den vogelpark. Angeblich die größte vogelvoliere der Welt. Leider setzte dann wieder der tropische nachmittagsregen ein und trieb uns in das benachbarte Hornbill Café. Dort konnte man draußen auf der überdachten Terrasse sitzen, sich stärken und dem Regen zusehen. Und wir waren happy, denn einen schöneren Ort, den Regenguss abzuwarten konnten wir uns nicht vorstellen. Und das tollste war, da wir ja praktisch im Inneren des überdimensionalen Vogelkäfigs waren, hoch über den bäumen, konnten wir trotzdem einige Vögel beobachten. Direkt hinter uns saß eine Frau, die, wie sich später herausstellte, die Managerin des Lokals war und uns von den gefiederten Freunden erzählte, die sich immer regelmäßig hier blicken lassen, weil es dann oft ein Fresschen gibt. Und tatsächlich gab sich der Star, der King … der, den man immer auf den Tropifruttipackungen sieht, ein Hornbill (zu deutsch Nashornvogel) die ehre. Ein wahnsinnig schönes Tier, bestimmt einen halben Meter groß und sehr freundlich. Die Krönung des Tages, ich durfte ihn füttern. War echt ein wunderschönes Erlebnis. Kai hat Fotos geknipst und wir waren ein bisschen mit der Stadt versöhnt. 
Abschließend aber trotzdem noch mal der folgende Brief. 
Liebes Kuala Lumpur, 
auch wenn du dir zum Abschluss noch mal ein bisschen Mühe gegeben hast, muss ich dir leider sagen, das wird einfach nix mit uns. Jaja … Ich weiß, der Schriftzug I Heart KL prangt überall.
Nimm es nicht persönlich, es liegt nicht an dir, bestimmt findest du andere Touristen, die dich so schätzen wie du bist, mit deinem von 8-spurigen Straßen durchzogenen Stadtbild, deiner autofreundlichkeit und deinen glitzernden shoppingpalästen. Nein, es ist besser für dich, gleich loszulassen. Anstatt sich falsche Hoffnungen zu machen. Die Chancen, das wir wiederkommen sind doch eher gering. 
Mit freundlichen Grüße 
i.A. deine Gaby 

4 Kommentare zu „Geschichten aus dem Dampfbad

  1. Es ist wirklich erstaunlich was Ihr so Alles erlebstm Mutter seht immer hinter mir und liest laut mit. Regen kennen wir nicht es ist ganz tolles Wetter. Ich würde ja gerne mal ein Bild von Euren „Lieblingen“ senden aber ich weiss nicht wie, na ja, werde ja auch ein bisschen älter………..Bin mal gespannt wie es weitergeht.Herzliche Grüsse aus Alsfeld

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  2. Schick mir doch einfach Bilder per whatsapp, einfach auf den Knopf links neben dem eingabefeld drücken. Hier im Blog kannst du keine Bilder in die Kommentare einfügen ;-) freu mich, dass ihr beide immer so fleißig mitlest :-)

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  3. Hey Ihr zwei Asiaten (wobei einer von Euch beiden eher aus Afrika zu entstammen scheint…):Wie könnt Ihr erwarten, dass Euch KL gefällt, wenn Ihr gerade aus dem Paradies kommt?Aber endlich macht es auch wieder Spaß, Euren Blog zu lesen, die letzten Einträge waren ja unerträglich, mit all den schönen Bildern von glücklichen Menschen an idyllischen Plätzen….Fahrt Ihr jetzt eigentlich weiter nach Singapore? Wenn ja, grüßt mir unser „Städtchen“ und meine Funan-Elektronik Mall – the place to be (zumindest für Nerds wie mich).Ach und Kai: heute gabs die traditionellen Krebbl, hab' Deinen mal sicherheitshalber mitgegessen. Also – Helau aus Klaa Paris!Liebe Grüßed.

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  4. Kai hat dir ja schon ausreichend geantwortet. Uns tut es ja auch immer leid, dass wir alle mit diesen schrecklichen Bildern von irgendwelchen Paradiesen quälen müssen ;-). Danke übrigens für den Tip mit der Mall. Bin ja auch so ein kleiner Nerd, und der Kai braucht unbedingt eine neue Kamera.

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