Es ist jetzt halb acht und ich bin hundemüde. Fast den ganzen Tag war ich beschäftigt und habe einen Termin nach dem anderen wahrgenommen. Das Abendessen, welches zu einer Zeit angeboten wird, in der ich zuhause gelegentlich noch bei Kaffee Kuchen sitze, habe ich bereits hinter mir. Jetzt sitze ich alleine in meinem geräumigen Zimmer und versuche, noch ein bisschen Zeit rumzubringen, damit ich nicht wieder mitten in der Nacht wach werde, und nicht mehr zurück in den Schlaf finde.
Aber mal ganz der Reihe nach. Die Fahrt gestern verlief bis zum ersten Umstieg völlig problemlos. Aber dann in Ulm hatte der Anschlusszug bereits 30 Minuten Verspätung … der nächste in Kempten dann doppelt so lang und am Ende bin ich exakt 2 Stunden nach errechnetem Termin angekommen. Was solls. Eine erste Übung in Geduld und ich hatte ja Zeit.
Am kleinen Bahnhof in Pfronten wurde ich von zwei netten älteren Damen abgeholt und gegen halb 5 erreichte ich die Klinik. Was für ein Idyll. Kann man sich eine bessere Lage für ein solches Haus aussuchen? Ich hatte ja bei der Wahl kein Mitspracherecht und umso erfreuter bin ich nun, dass es mich hierher verschlagen hat. Wir haben direkt geklickt, Pfronten und ich.
Dort angekommen ging es auch gleich los. Noch bevor ich in mein Zimmer durfte, hatte ich ein erstes kurzes Aufnahmegespräch und eine kurze Einweisung in die Gepflogenheiten des Speisesaals. Danach hievte ich meinen Riesenkoffer durch die langen Gänge in meine Übergangsbehausung für die nächsten 4 Wochen. Ich war positiv überrascht. Wenn auch die Einrichtung und ich geschmacklich nicht zueinander kommen ;-) … So ist das Zimmer doch recht gross, mit Balkon und einer herrlichen Aussicht. Ich freue mich, die Ruhe ist unglaublich. Für mich als Stadtmensch fast unheimlich. Ab und zu summt mal ein Bienchen und aus der Ferne läuten die Kuhglocken.
Es blieb nicht lange Zeit und ich musste zum Abendessen. Das gibt es hier von 17.30 bis 18.30. Das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber meinem Magen wird es nicht schaden, wenn er so spät nix mehr zu essen bekommt. An meinem Tisch sitzen ich zusammen mit 4 Frauen, alle etwa im gleichen Alter und wir verstehen uns gut. Da bin ich wirklich froh. So machen auch die Mahlzeiten Freude.
Nach dem Essen gab es dann eine kurze Führung durch das Haus und abschließend noch ein kurzes Gespräch mit einer Pflegekraft, ob man für die Nacht mit allem versorgt sei.
Heute morgen ging es direkt um halb 8 weiter, Blutabnahme, Frühstück, EKG, Aufnahmegespräch Arzt, Aufnahmegespräch Therapeutin, Mittagessen, Einweisung in die Sporttherapie … Uff. Ich habe mir meinen Plan für die nächsten Tage picke packe vollgepackt und zu allem ja gesagt, was mir angeboten wurde. Physiotherapie für meine Knie, Rücken- und Beckenbodengymnastik, autogenes Training, Einzel- und Gruppengespräche, Atemtherapie, therapeutischen Bogenschießen usw.
Und weil der morgige Nachmittag noch leer war, habe ich mir für den späten Nachmittag noch eine Stunde Yoga gebucht und mich danach für die Damensauna angemeldet. Darauf freue ich mich. Übrigens komme ich auch zum Stricken, denn zwischendurch gibt es immer wieder Wartezeiten, die man ja auch irgendwie überbrücken muss.
Ich fühle mich wirklich sehr wohl und habe das Gefühl, dass ich hier sehr viel Kraft tanken kann. Das wird gut, das kann ich spüren. Ich fühle mich sehr gut betreut. Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten sind alle sehr nett, nehmen sich Zeit und geben einem nicht das Gefühl, nur eine Nummer zu sein.
Ich betrachte diese Zeit hier als grosses Geschenk, als eine Wahnsinnsmöglichkeit, die ich so gut wie es geht nutzen möchte.
Am Nachmittag habe ich noch einen kleinen Spaziergang nach Pfronten gemacht. Anbei ein paar Bilder davon.







