Momentan denke ich gezwungenermaßen pausenlos über mein Hinterteil nach, denn es schmerzt nach der gestrigen Strapaze so sehr, dass ich kaum noch sitzen kann.
Wir haben uns, wie schon im letzten Jahr, mal wieder ein Elektro Fahrrad ausgeliehen. Diese gab es direkt im Hotel und weil man ja in den Bergen gerne mal jegliches Zeitgefühl verliert, haben wir es gleich fuer den ganzen Tag gebucht.
Die Tour ausgesucht, hat mein persönlicher Reiseleiter Herr C. Schon vom letzten Jahr wusste ich, dass bergauf im Turboantrieb gar kein Problem ist. So schreckten mich auch nicht die über 1000 anvisierten Höhenmeter.
Leider stellte sich gleich beim Verlassen der Hauptstraße heraus, dass die Strecke weitgehend unbefestigt war und im wesentlichen mit Steinchen und Geröll belegt war. Da war sie dann auch gleich wieder, meine Angst. Schließlich war es das erste Mal seit 9 Wochen, als ich unachtsamerweise in eine Strassenbahnschiene eimfädelte, dass ich wieder im Sattel dass. Apropos Sattel … dazu gleich mehr.
Auf Kies zu fahren kann rutschig werden, besonders wenn es steiler wird. Ich hatte ordentlich Respekt vor der Tagesaufgabe. Aber kneifen gilt nicht und so strampelten wir munter den Berg hinauf.
Die Landschaft war ein Traum. Unglaublich schöne Bergwelt und wir hatten mal wieder totales Glück mit dem Wetter.
Irgendwann, nach einer Weile, fing dann bei uns beiden das Gesäss an zu schmerzen. Während Herr C. etwas härter im Nehmen ist, schimpfte ich leise vor mich hin. Schuld ist die Fahrradsattelindustrie. Jetzt mal echt, breites Gesäss und knochenharter schmaler Rennsattel. Das kann doch gar nicht funktionieren denke ich. Vollkommen unmöglich. Nicht umsonst habe ich mir für mein Rad zuhause einen großformatigen Gelsattel zugelegt. Mit dich egal wie das aussieht ;-)
Auf dem Weg nach oben kamen wir an einer Schafherde vorbei. Gut dass wir angehalten haben, denn eins der Lämmer blökte herzerweichend. Es hatte sich mit dem Kopf im Schutznetz verfangen und kam nicht mehr alleine raus. Herr C. ist gleich hingeeilt und hat das Tier aus seiner misslichen Lage befreit, noch ehe ich ein Foto davon machen konnte. Es bedankte sich mit einem lauten Määäh und rannte zurück zur Herde. Da geht einem wirklich das Herz auf.
Oben an der Hütte war es dann unbeschreiblich schön. Der Aufstieg hat sich gelohnt und die Batterieladung meines Rades zeigte trotz ausgiebiger Nutzung des Turbo Modus noch fast 50%. Von weitem wurden wir schon mit lautem Kuhglockengeläut empfangen, bevor wir uns dann endlich ein wohlverdientes Radler genehmigten. Auch wer es nicht glauben möchte, strampeln muss mann dennoch, auch wenn es natürlich lächerlich ist im Vergleich zum normalen Rad. Die vielen Fahrer ohne E-Antrieb haben daher auch meinen absoluten Respekt.
Danach begann der weniger angenehme Teil. Die Abfahrt. 1000 Meter ging es wieder nach unten und jetzt erst begannen die Strapazen. Dauerbremsen und verkrampfte Sirzhaltung in Armen und Beinen. Kann man bestimmt besser lösen, aber nicht wenn man so ein Schisser ist wie ich. Das Geröll auf dem Weg ist einfach sehr rutschig. Ironischerweise vor allem dann wenn man langsamer fährt und viel bremst.
Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir endlich unten und mir stiegen schon fast die Tränen in die Augen.
Unten angekommen wurden dann erst mal die Füsse in das glasklare gebirgswasser gehalten und das hat einfach nur gut getan. Am liebsten wäre ich ganz reingehüpft. Aber brrr, es war doch etwas zu kalt.
Zum Abschluss ging es noch mal gute 250 m aufwärts auf der geteerten Hauptstraße zum Hotel. Konditionstechnisch nicht das Problem, aber sitztechnisch …. autschn autschn autschn. Die eingangs erwähnten Sitzbeinhöcker wurden nochmals aufs unangenehmste malträtiert und auch jetzt, zwei Tage nachdem ich diesen Betrag schreibe, tut mir mein Gesäss noch weh.




