Inshallah!

Es ist Samstag, der 19. November, das bedeutet heute ist leider schon wieder der letzte Tag unserer wundervollen Reise durch Marokkos Süden. Die letzte Woche verging dabei natuerlich gefühlt ungleich schneller als die erste, aber das gehört zu den Gesetzen des Reisens.

Wir habe die gesamte Woche in Essaouira verbracht, einem wunderschönen Küstenort am Atlantik. Wir waren ein paarmal am Strand, haben tolle Sonnenuntergänge bestaunt, sind sind durch die Strassen der Altstadt geschlendert und haben lecker gegessen.

Apropos Essen, das bringt mich direkt zum eigentlich „Höhepunkt“ der gesamten Reise, genauergesagt meinem persönlich Tiefpunkt.

Alles begann am Mittwoch Morgen mit einem leichten Grummeln im Magen, mir war ein bisschen übel, aber ich habe noch gefrühstückt und sogar Kaffee getrunken. Direkt danach begann Montezumas Rache mit seinem Programm. Eigentlich wollten wir den Tag in einem Nachbarort verbringen und dort mit dem Bus hinfahren. Aber mir war so gar nicht nach Busfahren, und schon gar nicht wollte ich die sichere Entfernung zu einem sauberen Bad aufs Spiel setzen.

Ich legte mich ins Bett und irgendwann wurde es mir so übel, dass ich merkte, dass sich die Magensäfte auch in Richtung Kopf formierten. Ich schleppte mich ins Bad, wo ich dann auf dem kalten Terrakottaboden das Bewusstsein verlor. Als ich wieder zu mir kam, war Kai schon in heller Aufruhr, legte mir abwechselnd kalte Lappen aufs Gesicht, während er mit einem anderen Lappen den Fussboden aufwischte 🙈

Zurueck im Bett wurde es eigentlich stündlich schlechter. Mir ging es hundsmiserabel. Kai hatte in der Zwischenzeit schon in der Apotheke ein Medikament gegen Übelkeit besorgt, das half aber gar nichts.

Am späten Nachmittag wollten wir einen Arzt rufen, wir hatten ja keine Ahnung, welche Welle wir damit losbrachen. Anstatt eines Arztes kam ein Ambulanzfahrzeug und ich konnte mich den Dingen nur noch fügen. Zum Widersprechen war ich ohnehin viel zu schwach.

Ich wurde auf eine Krankenliege gelegt, auf der in zunächst aus dem verwinkelten Riad getragen wurde. Draussen rollerte dann das umgefederte Gestell mit lautem Scheppern durch die engen Gassen der Medina. Ich hielt die Augen geschlossen und wollte gar nicht wissen, wieviele das Schauspiel neugierig beäugten. Als die Strasse breit genug war, wurde ich in den Krankenwagen verfrachtet und mit Blaulicht!! 😱 🙈 in ein privates Krankenhaus gefahren.

Dort wurde ich unter den Blicken zahlreicher Schaulustiger direkt in die Notaufnahme verfrachtet, wo ich dann in ein Krankenbett umsteigen durfte. Ich sags mal so, alleine war ich dort nicht. Der gesamte Raum war voller Betten, ich war umringt von Menschen, die mich besorgt ansahen. Eine Hotelangestelle hatte uns auch begleitet, um gegebenfalls zu übersetzen. Da lag ich also nun, im gleissemdem Neonlicht, ohne jegliche Privatsphäre, ein dünnes Laken über mir. Neben mir wurde mit lautem Getöse ein Gips gesägt und mir war immer noch furchtbar schlecht.

Schließlich kam ein Arzt, der englisch sprach und zunächst versuchte, jeglichen Corona Verdacht auszuräumen. Schnell hat er aber festgestellt, dass ich mir wohl nur den Magen verdorben hatte. Ich wurde an den Tropf gehängt und bekam damit auch endlich ein Mittel gegen die grässliche Übelkeit verabreicht.

Ich dachte nur immer, hoffentlich muss ich die Nacht nicht hierbleiben. Irgendwann bekam ich sogar noch den Bauch geschallt. Als dort außer ganz viel zusätzliche Luft nichts zu finden war, und vor allem als endlich der Tropf durchlaufen war, durfte ich gehen. Auf den eigenen zwei Beinen. Mir war immer noch schwindlig, aber ich ließ mir nichts anmerken, damit bloss keiner auf dumme Gedanken kam.

Ein Taxi brachte uns zurück vor die Tore der Medina. Mittlerweile ist es Nacht geworden. Wir mussten noch kurz zur Apotheke fuer ein paar Elektrolyte und sonstige Medikamente, bis ich dann endlich, todmüde aber in deutlich besserer Verfassung zurück ins weiche Hotelbett durfte.

Im Nachhinein mag die ganze Aktion leicht übertrieben gewesen sein, aber ich war doch froh über die stärkere Medizin, denn schon am nächsten Tag ging es mir deutlich besser.

Am Donnerstag war ich noch sehr wackelig auf den Beinen und wir haben es ruhig angehen lassen. Kai hat alleine seine Runden gezogen, während ich viel geschlafen habe. Am Abend habe ich sogar wieder etwas Cous Cous mit gedämpften Gemüse runtergebracht.

Freitag war schon wieder fast alles normal. Richtig Appetit hatte ich immer noch nicht, aber wir waren nochmal am Strand, haben einen letzten Sonnenuntergang genossen. Zum Abschluss habe ich noch eine bunt gestreifte Webdecke gekauft, da im Koffer immer noch Platz war ;-) Ich habe sogar richtig ordentlich gehandelt, da das auf Marokkos Märkten so üblich ist. Dazu gab es zuvor wertvolle Hinweise unserer Reiseleiterin. Immer erst mal die Hälfte anbieten ist keine schlechte Taktik.

Am Abend waren wir nochmal draussen ums Eck in einem netten Lokal, wo Kai gebratene Tintenfischringe und ich einen halben Teller Spaghetti verspeist habe. Die ganzen orientalische Speisen und Gerüche, die ich sonst so liebe, wollen im Moment noch nicht an mich. Aber das wird sich hoffentlich bald wieder ändern. Inshallah!!!

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