Am gestrigen Tag waren wir beide einfach nur glücklich. Wir haben uns so sehr darüber gefreut, dass es nun endlich bald nach Hause geht. Glück bedeutet für mich eben nicht nur an den tollsten Plätzen der Welt zu sein, und schon gar nicht, in Unmengen von Geld zu schwimmen. Das kleine Glück kommt oft unverhofft. Und gestern zeigte es sich, indem Kai ganz entspannt neben mir am Bett saß, während ich ein Nickerchen machte … später, als ich es wieder schaffte, einmal die ganze Station auf Krücken zu umrunden …
… und danach, als wir mit dem Rollstuhl durch die Lobby fuhren, damit ich den Kaffee, den Kai mir jeden morgen mitbrachte, dann auch einmal persönlich in Empfang nehmen konnte.
Auch danach, als wir in der Lobby auf Christina trafen. Sie arbeitet hier im Krankenhaus als Concierge und hat mich oft im Krankenhaus herum gefahren, wenn ich zu irgendwelchen Terminen musste. Sie ist in Singapur geboren, hat unverkennbar indische Wurzeln und ist eine sehr gläubige Christin. Sie hat mich so sehr gerührt, weil sie mir immer wieder erzählte, wie sie mich jeden Abend in ihre Gebete einschließt.
Eine wirklich sehr liebe Person, und eine von den Personen, die ich richtig vermissen werde, wenn es heimgeht. Ja, absurderweise kann ich diesem Krankenhaus auch viel positives abgewinnen. Die Menschen hier sind einfach alle sehr herzlich, absolut hilfsbereit, nie wirklich mürrisch und es gab auch viele persönliche Gespräche.
Später am Nachmittag tauchte dann die Ärztin aus Deutschland auf, die uns auf dem Flug in die Heimat begleiten wird. Sie ist nur ein Jahr älter als ich und wir haben uns auf Anhieb verstanden. Für den morgigen Flug hat sie mir auch gestattet, mal ein Gläschen sekt oder Bier zu trinken, und ich würde es niemals wagen, den Rat einer Ärztin nicht zu befolgen ;-)
So, jetzt dann aber mal genug gesäuselt. Ist ja nicht zu aushalten, kommen wir also jetzt zum Action Teil.
Gestern Abend so gegen 7, bemerkte ich einige rot-bräunliche Flecken auf dem Kissen, auf dem immer mein Bein lagert. Kai half mir, die Beinschiene abzulegen und wir stellten relativ entsetzt fest, dass der Verband in der gesamten Fersengegend mit einer gleichfarbigen Flüssigkeit durchtränkt war, die wirklich ekelhaft gerochen hat. Aufgeregt klingelte ich nach der Schwester. Als diese zu zweit kamen und auch noch genauso ratlos wirkten und etwas von Eiter und Entzündung murmelten, verlangten wir, am selben Abend noch einen Arzt zu sehen. Zunächst kam Frau Dr. Koh, sie konnte den Verband nicht öffnen und packte erstmal ratlos ihr Waffenlager aus. Sie drohte, den unbekannten Feind sogleich wieder mit intravenösen Antibiotika zu beschießen. Es war zum verzweifeln, schon wieder am Tropf, was ist mit Sonntag? Können wir dann immer noch heim?
Wir waren beide dementsprechend unruhig. Ich bekam erst mal Blut abgenommen.
Später um 9, ich war gerade ein bisschen eingedusselt, kam dann endlich Dr. Peng. Er packte das Bein aus und gab sogleich Entwarnung. Es war wohl etwas altes Blut, was rausgesickert ist und das hat sich unten in der Ferse gesammelt. Die Ferse war wohl total aufgeweicht. Das Bein war über und über mit Pusteln übersäht, aber die kamen ja bloß von dem Hautpilz (hatte ich davon noch nicht erzählt, ja … mich hat ein hautpilz überfallen, aber nach so vielen Antibiotika scheint das nicht ganz unnormal, wird gerade mit Puder und Medikamenten bekämpft.)
Also wurden die Narben gereinigt, wieder neu verbunden, und alles war wieder gut. Uns ist ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen. Was für ein Drama!!!
Und nun zum Abschluss, zur Beruhigung, noch ein paar Fotos von Kais Stadtspaziergang.
Puh, das ist ja nochmal gut gegangen. Nun wünsch ich Euch aber einen letzten ruhigen Tag ohne (negative) Überraschungen und einen entspannten, schmerzlosen Heimflug. Ich freue mich schon darauf mit Dir wieder zu telefonieren. Alles Liebe..
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Es ist wirklich bemerkenswert, wie du selbst deiner „unglücklichen“ Situation positives abgewinnen kannst, nette Menschen kennenlernst und neue Freundschaften schließt.Chapeau.
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Auch Mama und Papa haben ja schon positive Nachricht von vor, jetzt denken wir an Dich und Kai und beten, dass Ihr zwei, mehr oder weniger GESUND nach Hause kommt, Kopf HOCH wird schon klappen.Herzliche Grüsse auch von Figo und Lilo, die Euch schon sehnsüchtig erwarten. Wir hoffen ja dass ihr Ostern in Alsfeld sein
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Wie heist denn KAIS Lieblingsgebäude???
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