Der gestrige Tag war einer dieser Urlaubstage, der mit Sicherheit unvergesslich bleiben wird. Aus vielerlei Gründen. Doch der Reihe nach ;-)
Der Morgen an Bord ist einfach immer wieder wunderschön. Das langsame Wachwerden mit dem sanft rauschenden Schiffsmotor und den plätschernden Wellen. Die Aussicht auf die vorbeiziehende Landschaft bereits vom Bett aus genießen. Dazu eine Tasse Kaffee. Alleine dafür liebe ich das Flusskreuzfahren mehr, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.
Kurz nach dem Frühstück, bereits um 8.00 Uhr kam schon ein absolutes Highlight. Wir bekamen in der Bar auf dem Oberdeck eine Segnung von zwei buddhistischen Mönchen. Diese sind extra für uns auf das Schiff gekommen und haben für uns dieses Ritual durchgeführt. Es war unglaublich spirituell und es hat mich sehr berührt, dem Sprechgesang der Mönche zu lauschen. Dabei haben wir uns alle an den Händen gehalten und wurden mit Wasser bespritzt. Zuvor haben wir einiges über die Mönche erfahren, und natürlich auch über den buddhistischen Glauben im Allgemeinen. Eine faszinierende Erfahrung und wirklich etwas sehr besonderes.
Aber das war ja noch lange nicht genug. Das Boot schipperte weiter flussaufwärts und wir machten Halt in einem kleinen Dörfchen namens Ankor Ban. Eines der wenigen Ensembles, die das Schreckensregime der Roten Khmer unbeschadet überstanden haben. Wir betraten den Ort über die Tempelanlage mit ihren faszinierenden Bauten. Wir erreichten langsam aber sicher das Dorf, in die Menschen noch leben, als wäre irgendwie die Zeit stehen geblieben. Es war sehr sehr ländlich und wirklich faszinierend. Im Wohnbereich unter dem Haus steht die Kuh direkt neben dem Bett. Für unsere Verhältnisse wirklich sehr andersartig aber umso spannender, diesen Einblick zu bekommen.
Der nächste Stop, und somit mein absolutes Highlight, war die Grundschule im Dorf. Wir haben eine Englischklasse besucht und sollten mit den kleinen Schülern etwas lesen. Ich wurde aufgeregt winkend von einer kleinen Kambodschanerin hergerufen und sie fing an, mich selbstbewusst zu fragen wie ich heiße und wie alt ich bin, wo ich herkomme und wie es da aussieht. Sie war sowas von süss, dass mein kleines kinderloses Herz zum Schmelzen gebracht wurde. Später dann fragte der Lehrer einige freiwillige, die nach vorne kommen sollten und der gesamten Klasse erzählen sollten, wie man heißt und wo man herkommt. Ehe ich nachdenken konnte, hatte ich auch schon meinen Arm hochgesteckt und stand vorne. Ich las einen an der Tafel vorbereiteten Text, den mir die Kinder lauthals nachsprachen. Nur mit großer Mühe konnte ich meine Tränen der Rührung überhaupt unterdrücken. Dieser Moment hat sich tief in mein Herz eingebrannt und er wird für immer unvergesslich bleiben.
Als ich wieder zurück an den Platz kam, hat sich meine kleine Freundin dermaßen gefreut, dass „ihre“ Person das gemacht hat und sie war ganz stolz. Einige der Schüler sind nach vorne gegangen und haben sich auf englisch vorgestellt und anschließend immer gesagt, was sie werden wollen, wenn sie mal groß sind. Doktoren, Lehrer, Anwälte waren die Wünsche. Das war einfach toll … schließlich ist es noch nicht so lange her, dass in diesem Land jegliche Bildung vernichtet werden sollte.
Später haben wir noch eine Nachbarschule besucht mit älteren Schülern, die uns aber nicht minder aufgeregt begrüßt haben.
Anschließen war ich erstmal fertig, ein sehr emotionaler und wunderschöner Vormittag.
Auf dem Schiff gab es dann wieder das einzigartige Empfangskommittee, gefolgt vom lunch und einen afternoon nap.
Nachmittags um vier erreichten wir noch ein weiteres Ziel direkt am Fluss, welches einen kleinen Aufstieg auf einen Hügel beinhaltete, der einen gigantischen Ausblick über den Mekong bot. Dort befand sich eine größere Tempelanlage mit zahlreichen buddhistischen Bauten, die Stimmung dort oben war so friedlich, man hätte ewig umherstreifen können. Unser Tourguide hat nochmals einen Mönch interviewt und wir erfuhren, dass er erst 16 Jahre alt war. Er nutzt diese Zeit, weil er zu arm ist und dort ein zuhause findet … und die Möglichkeit auf kostenlose Bildung. Zu meinem Erstaunen ist dies der Beweggrund der meisten jungen Mönche. Man kann bereits ab 7 Jahren ein Mönch werden, und dies auch nur eine begrenzte Zeit machen. Mönche arbeiten nicht, sonder lernen und meditieren. Und jeden Vormittag ziehen Sie umher und erfragen sich ihr Essen von der Bevölkerung. Diese gibt auch immer etwas. Denn für die an die Wiedergeburt glaubenden Buddhisten kann dies bereits den Unterschichten zwischen Himmel und Hölle ausmachen.
Abends auf dem Boot war dann auch nicht mehr viel zu machen. Der Tag hat uns geschafft. Es gab den üblichen Cocktail, ein leckeres Abendessen und ein frühes Zubettgehen.