Berg und Tal

Am gestrigen Samstag hatte ich nur eine kleinere Anwendung, eine 20 minütige Massage auf dem Hydrojet. Das ist eine Art Wasserbett, angenehm gewärmt, wo dann mehrere Massagedüsen den gesamten Rücken bearbeiten. Das war sehr angenehm. Ich hatte beim Arztbesuch meine Rückenschmerzen erwähnt, da wurde mir das verordnet.

Danach bin ich mit meinem Rad in die Innenstadt geradelt und habe mir kurzfristig in einem Sportgeschäft einen ordentlichen Tagesrucksack gekauft. Das war unbedingt notwendig, denn man braucht unterwegs viel zu trinken, und Kamera, Geld und Strickzeug müssen ja auch immer dabei sein. Ich habe mir einen kleinen Deuter mit 16l Volumen und einem extra Fach für die Trinkblase gekauft. Meine Trinblase fasst 2 Liter Wasser, es ist ein Kunststoffbeutel mit einem Schlauch, an dessen Mundstück man während der Wanderung permanent trinken kann, sehr praktisch ist das. Später habe ich meine Tischdamen zum Cappuccino in der Eisdiele getroffen.

Nach dem Mittagessen habe ich noch ein kurzes Schläfchen gemacht und pünktlich gegen 2 Uhr riss der komplette Himmel auf und zeigte sich in strahlendem Blau. Direkt hinter dem Klinikgebäude habe ich mich in voller Montur auf meine erste alleinige Wanderung begeben. Achtsam solle ich sein, sagte die Therapeutin.Da hat sie was gesagt. Es ging steil bergauf. Ich habe geschnauft und geschwitzt und bin aber irgendwann in den Tritt gekommen. Ich glaube meine Grundkondition hat sich in den letzten Monaten deutlich verbessert.

Erstmal hat sich etwas Frust in meinem Gehirn breit gemacht. Darüber dass ich hier in einer psychosomatischen Klinik nur eine halbe Stunde Einzeltherapie pro Woche bekomme. Es fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Es gibt noch so viel zu besprechen. Ich wurde immer wütender und trauriger und fühlte mich mutterseelenallein. Ich fing an zu heulen, laut, in der bergwelt. Da war ja niemand. Ich heulte und heulte … Ich konnte plötzlich gar nicht mehr aufhören. Doch dann geschah etwas wunderbares, ich erreichte offene Felder, die Kühe lagen friedlich mümmelnd auf der Wiese und ich wurde friedlicher, versöhnlicher, mit mir, mit dem Leben, mit meiner Situation. An allen Seiten blühende Wiesen mit Butterblumen, Margeriten und Löwenzahn, hohe Tannen strecken sich malerisch in den blauen Himmel. Da tauche das Hinweisschild zur Gundhütte auf, es waren noch 20 Minuten bis dort hin und ich roch gedanklich schon den leckeren Kaiserschmarrn. Den gab es leider nicht, dafür einen gemütlichen Liegestuhl in der Sonne, frisch gebackenen Erdbeerkuchen und eine Tasse Kaffee. Was will man mehr.Auf dem Rückweg brauchte ich für die gleiche Strecke nur etwa halb so lang. Ich stapfte glücklich und mit einem breiten Grinsen den Berg hinab. Die Knie fanden das zwar nicht so fein, aber die Wanderstöcke konnten es etwas abpuffern. Wieder unten angekommen, war ich einfach nur stolz, das alleine geschafft zu haben.

Wanderung 1 von X:

Vom Klinikgebaude zur Gundhütte

ca. 10 Kilometer

ca. 350 Höhenmeter

ca. 2,5 Stunden Gehzeit

Erkenntnis des Tages:

Ich kann das auch alleine.

Schönster Moment:

Dusche im Anschluss an die Wanderung, Abendessen und Beine hoch 😉

2 Kommentare zu „Berg und Tal

  1. Ich kenne ja den Background deines Aufenthalts nicht, aber alleine die Tatsache, dass du aus dem täglichen Trott raus bist und keine Verpflichtungen hast, wird sich positiv auf dich auswirken! Ich wünsche dir viel Erfolg und mach schön weiter.

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