Riesenschildkröten auf Curieuse und ein buntes Aquarium vor St. Pierre

Montag morgen wurden Kai und ich mit einer netten Überraschung beschenkt. Unsere Oberarme waren übersäht mit roten Pusteln. Wir sahen aus wie Streuselkuchen. Schnell war klar, dass dies keine normalen Mücken waren. Wir sind das Opfer der gemeinen Sandmücken geworden. Ist das denn zu fassen.

Leider ist dieser Strand hier am Hotel zwar sehr schoen, aber durch das täglich angeschwemmte Seegras entsteht eine hervorragende Brutstätte für die winzigen Plagegeister. Darum hatte ich den Strand am Vortag auch gemieden und mich an den Pool verkruemelt.

Es konnte also nur die gemütliche Cocktailstunde am Vorabend dafür verantwortlich sein. Das hätte ich nicht erwartet, wir sassen nämlich etwas erhöht vom eigentlichen   Strand. Aber seis drum. Haben wir das auch mal wieder mitgenommen. Es ist nicht angenehm, die roten Pusteln jucken und nässen. Gut dass wir uns aus Deutschland bereits Soventol und Fenistil Salbe mitgebracht haben. Die schafft Erleichterung. Das beste ist aber mein Byte Away Hitzestab. Ein kurzer heisser Schmerz auf den Stich/Biss und der Juckreiz stoppt sofort. Ich schwöre darauf.

Doch jetzt genug schwadroniert. Es stand die am Sonntag gebuchte Tour auf die Nachbarinsel Curieuse an.

Pünktlich um neun holte uns ein kleiner Katamaran ab und brachte uns in Höchstgeschwindigkeit, zusammen mit etwa 10 anderen Urlaubern an einen Strand auf die viertgrößte Insel der 🇸🇨 Seychellen.

Die Insel ist vor allem bekannt, weil es dort eine Aufzuchtstelle für die Riesenschildkröten gibt. Die Anzahl der Tiere, die auf der Insel leben, variiert dabei in Abhängig vom Erzähler. Irgendwo zwischen 150 und 500 mag die Wahrheit liegen. Das wirklich schöne ist aber, dass die gemächlichen Riesen dort in Freiheit leben. Es gibt eine kleine Aufzuchtstation, wo man die Tiere in allen Größen sehen kann. Die Babys sind dabei besonders süss und winzig.

Die gepanzerten Gesellen sind freundlich und bewegen sich neugierig auf die Touristen zu und lassen sich mit Grünzeug und Bananen füttern. Sie sind hübsch und haben sanfte Augen. Man darf sie auch streicheln und ähnlich wie eine Katze recken sie dann den Hals in die gewünschte Kraulposition.

Eine weitere Besonderheit auf Curieuse sind die dort natürlich vorkommenden Palmen, an denen das eigentliche Wahrzeichen der Seychellen wächst, die Coco de Mer. Eine Nuss, die irgendwie sehr komisch geformt ist und mit allerlei erotischen Deutungen interpretiert wird.

Es ging in einer etwa einstündigen Wanderung quer über die Insel zu einem anderen Strand. Der Weg dorthin führte teilweise durch Mangroven und durch einen Laufsteg war die Natur vor den Menschen geschützt. Dazwischen hunderte von Erdlöchern aus denen teilweise sehr grimmig aussehende Krebse mit ihren gewaltigen Scheren hervorlugten. Sobald man sich ihnen näherte huschten sie seitwärts in ihre Behausung zurück.

Am anderen Ende angekommen, erwartete uns erst mal wieder ein kühles Bad im türkisfarbenen Ozean und danach wurden wir zu einem Barbecue mit Fisch, Salat und Reis in eine überdachte Hütte geführt. Zum Nachtisch gab es Minibananen und frische Kokosnuss. Die Speisung ist nicht weiter erwähnenswert, kommt die doch mit grossem Abstand nicht an das fantastische Abendessen von unserer Vermieterin aus der ersten Unterkunft heran.

Danach kam aber dann mein persönlicher Höhepunkt des Tages. Wir stachen erneut in See und fuhren nur ein paar Minuten rüber zur Nachbarinsel St. Pierre, dort machten wir vorm Ufer fest. Der Boden dort ist übersäht mit Korallen und es wurde uns ein ausgezeichnetes Schnorchelrevier angekündigt.

Nach einem kurzen Kampf mit der widerspenstigen Ausrüstung liessen wir uns vom Boot direkt ins Wasser plumpsen und tauchten ein in die farbenprächtige Unterwasserwelt. Das Wasser war glasklar und man konnte das bunte Treiben auf dem Meeresgrund, etwa drei Meter unter uns ganz hervorragend beobachten. Hunderte von Fischen in allen bunten Farben und Musterungen schwammen durch die teilweise bunten Korallen. So toll war das und jetzt überlege ich ernsthaft ob ich nicht doch meine Angst überwinden soll und einen richtigen Tauchkurs ins Auge fassen sollte.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dem Kopf voller neuer Eindrücke wurden wir zurück an unseren Hotelstrand gebracht.

Am Abend dann noch ein kleiner Umzug. Kai, der Fuchs, hat beim Einchecken am Samstag mal wieder beiläufig seine Mitarbeit bei einem grossen Deutschen Reiseveranstalter erwähnt und gesagt, that his wife really so gerne ein Zimmer mit Meerblick hätte. Daraufhin wurden wir doch tatsächlich am Montag Abend zur vordersten Villa der Anlage gebracht. Auf der Terrasse genehmigten wir uns nach dem Duachen ein eiskaltes Seybrew und genossen im Hintergrund die Kombination aus Vogelgezwitscher und Meeresrauschen.

Ankunft auf Praslin

Seit Samstag sind wir also nun auf der wunderschönen Insel Praslin (gesprochen Pralääh) oder auch wie die Berliner im Hotel sagen würden Prasseläng ;-) Wir haben uns im Berjaya Beach Resort an der Cote D’Or eingemietet, für eine ganze Woche.

Das Hotel ist etwas in die Jahre gekommen und strahlt den Chic der späten 80er, frühen 90er Jahre aus, so meine Vermutung. Aber es ist einigermaßen sauber, grosszügig und es gibt ein gutes Frühstück. Was die Atmosphäre hier etwas anders macht, als in unseren bisherigen Unterkünften, ist die Tatsache, dass das Hotel zu schätzungsweise 80 Prozent mit großteils vollflächig tätowierten deutschen Pauschalurlaubern gebucht ist. Muss man mögen ;-)

Da wir hier keine Selbstversorgung mehr haben, sind wir am ersten Abend vor in die hoteleigene „Pizzeria“ gegangen, die aber auch creolische Küche anbietet. Was dieses Restaurant aber besonders auszeichnet, sind die paar Tische direkt am Strand, die Luft war lau und es wehte etwas Wind und so haben wir dort ganz wundervoll gespeist.

Für den nächsten Tag (Sonntag) wollten wir uns eigentlich ein Taxiboot chartern, die werden einem überall am Strand angeboten. Wir hatten vor, direkt auf die kleine Nachbarinsel La Curieuse überzusetzen. Am Strand sass dann ein sehr geschäftstüchtiger Insulaner, der uns fuer einen Special Price (weisste bescheid ;-) ein Komplettpaket für einen Tagesausflug zur Insel mit Barbecue und noch ner Insel verkauft hat. Da wir uns vorher ein bisschen ueber die Preise schlau gemacht haben, willigten wir ein. Allerdings erst fuer den nächsten Tag und so hatten wir den Rest des Tages nichts weiteres vor.

Ich holte mir ein Buch von der Rezeption, die lassen viele Urlauber netterweise immer da und legte mich eine Runde an den Pool. Ich tat nun etwas, was ich als als eher umtriebiges Wesen mit 28 anderen Hobbies schon immer gerne gemacht habe, es aber in der letzten Zeit kaum noch geschafft habe. ICH LAS! EIN BUCH! Ein spannender politischer Justizkrimi von John Katzenbach.

Zwischendurch döste ich immer mal wieder ein oder kühlte mich im Wasser ab, während Kai einen langen Strandspaziergang an der Anze Volbert gemacht hat.

Am Abend sind wir vor gelaufen zum benachbarten Café des Artes. Das Ambiente war schön und so genossen wir, nicht ahnend, welche grosse Freude uns dieser Aufenthalt noch bescheren sollte, unsere sündhaft teuren Drinks, ein Seybrew fuer Kai und einen sogenannten Tropical Spritz für mich. Dieser Bestand aus Orangensaft, Sekt, Averna und Takamaka Rum und danach hatte ich ordentlich einen sitzen. Warum uns dieser Abend aber ausserdem noch in lebhafter Erinnerung bleiben wird, erzähle ich dann im nächsten Beitrag.

Sandfasern + Sonnenuntergang

Aktuell sitzen wir in der Fähre auf dem Weg zur Nachbarinsel Praslin, wo wir knapp eine Woche bleiben werden. Der Katamaran ist bis auf den letzten Platz gefüllt, aber dank Kais rechtzeitiger Anstehtaktik konnten wir Plätze direkt am Fenster ergattern. Die Überfahrt dauert etwa eine Stunde. Gleich geht es los.

Der gestrige Tag war etwas ruhiger. Vormittags sind wir ein bisschen geschnorchelt und nachmittags sind wir die Küste ein Stückchen weiter nach oben gefahren. Wir waren nochmal schwimmen am wunderschönen Carana Beach. Lustigerweise trafen wir hier noch mal auf unsere Hüttennachbarn aus unserer ersten Unterkunft auf Mahé.

Ein paar Reihen habe ich gestrickt, und Kai bemerkte rechtzeitig, dass sich einer meiner Wollknäule alleine in Richtung Meer aufgemacht hat. Kai hat ihn rausgefischt und jetzt arbeite ich eben etwas Sand und Salzwasser anstatt der zuhause üblichen Katzenhaare ins Gestrick ein :-)

Abends haben wir uns den Sonnenuntergang aus einer der Strandbars angeschaut. Durch die Lage am Äquator geht das hier minutenschnell. Die Pina Colada war sehr lecker und im Anschluss holten wir uns noch unser Abendessen in einem der Food Trucks und verspeisen dies gemütlich auf unserem Balkon.

Heute morgen ging es zum Abschied von Mahé noch mal schnorcheln. Und dieses Mal hatten wir grosses Glueck, denn vor uns war ein Schwarm gestreifter Fische, teilweise im Miniformat, daneben noch andere dunklere Fische, ein langer dünner Trompetenfisch und kurz vor dem rausgehen dümpelte noch ein fast perfekte getarnte Stachelrochen auf dem Sandboden. Etwa einen halben Meter breit mit dem langen Schwanz, ein faszinierendes Geschöpf. In Ermangelung einer Unterwasserkamera kann ich leider kein Bildmaterial bieten. So werde ich diese schöne Erinnerung ganz einfach im Herzen behalten (sollte ich vielleicht anfangen, Groschenromane zu schreiben ;-)

Heute hat uebrigens meine Mama Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch schon mal von dieser Stelle, wir werden nachher noch mal versuchen anzurufen.

Zeitsprung: Sonntag morgen mit erstem Kaffee auf der Terrasse. Der Anruf nach Deutschland per WhatsApp hat trotz der recht schlechten Internetverbindung geklappt. Als Gegensatz zu unseren vielen Strandbildern hat sich die Familie mit schmackhaften und sehr lecker aussehenden Kuchenbildern gerächt ;-)

Wanderung zur Anse Major

Mitten in der Nacht, bzw. seeehr früh am Morgen stupste mich mein Gemahl und säuselte mir ins Ohr, dass ich das bestimmt sehen wolle. Ich drehte mich also um und aus dem grossen Fenster sah man einen leuchtenden Himmel hinter den Hügeln auf der anderen Seite der Bucht. Sonnenaufgang, direkt aus dem Bett zu beobachten, das hatte ich bisher auch noch nicht. Dazu das Meeresrauschen und ich war schlagartig wach und viel zu aufgeregt, um noch weiterschlafen zu koennen. Ich tapste in die Küche und braute uns einen frischen Filterkaffee.

Noch vor dem Frühstück sind wir eine Runde schnorcheln gegangen. Ganz einfach weil wir es koennen ;-) und weil es so schön ist.

Danach ging es mit dem Auto in etwa 10 Minuten zum Startpunkt einer kleinen Wanderung, die uns Kai ausgesucht hatte. Sie führt oberhalb der Küste entlang in etwa eineinhalb Stunden zu einem kleinen Strand, der Anse Major.

Der Weg war wunderschön. Nach einem ganz kurzen geteerten Weg ging es direkt rauf in die Natur. Ein schmaler Pfad führte bergauf und bergab über teilweise größere Steine und Wurzeln, teilweise ganz gerade, durch eine kleine Höhle, aber fast immer entlang des blauen Ozeans. Zwischendurch gab es Hinweisschilder auf die endemische Seychellen Flora. Die Farben haben mich dabei am meisten fasziniert, das Anthrazit der Granitfelsen im Kontrast zum leuchtenden Grün der Pflanzen und dem absolut gigantischen Aquamarinblau des Meeres. Wahnsinnig schoen und dennoch auch extrem schweisstreibend. Immer mal wieder ging es steilere Passagen hinauf in der prallen Sonne.

Irgendwann tauchte dann der kleine Strand am Horizont auf und man durfte sich schon von weitem auf das Bad im Meer vorfreuen.

Zur Anse Major gibt es nicht viel anderes zu sagen, als was ich schon vorher erwaehnt habe. Die Strände auf den Seychellen zählen nicht umsonst zu den schönsten auf dieser Welt. Und ich persönlich kann das nur bestätigen.

Das Wasser hat eine durchschnittliche Temperatur von ca. 26 Grad und kostet keinerlei Überwindung, direkt in die Fluten zu springen. Man kann ewig drinbleiben und ich fühle mich an meine Kindheit erinnert, als man mich nur schwer aus dem Wasser holen konnte. Hinter dem Strand gab es eine kleine Bar, an der es fuer mich eine Kokosnuss und fuer Kai ein eiskaltes Seybrew gab. Herrlich.

Irgendwann stand der Rückweg an, vor dem gruselte es mich ein wenig, da wir zum Schluss des Hinweges naturgemäß nur bergab gelaufen sind. Aber es hilft ja nix und so marschierten wir los. ES WAR HEISS. ANSTRENGEND. SCHWEISSTREIBEND. Ich schwitze ja normalerweise nicht so besonders viel, aber hier war ich in minutenschnelle getränkt. Kai ist vorher noch in voller Montur ins Meer gegangen und schwärmte mir von der idealen Kühlung vor. Kurz vor einer kleinen Hitzepanik war eine kleine Quelle mit kaltem klaren Wasser. Ganz wundervoll erfrischend war das, wir füllten unsere leeren Wasserflaschen und ich gönnte mir eine Ganzkörperdusche und hielt die Füße ins Wasser.

Die Bilder können hoffentlich bestätigen, wie schön dieser Tag war. Wer das Glück hat, auf Mahé zu verweilen, dem sei diese kleine zauberhafte Wanderung zur Anse Major wärmstens empfohlen. Wichtigste Utensilien, Wasser und ausreichend Sonnenschutz.

Zimmer mit Meerblick

Nachdem wir am Mittwoch morgen noch ein letztes Mal im Pool schwimmen waren und das Frühstück auf der Terrasse genossen haben, ging es in einer knapp 30 minütigen Fahrt quer über die Insel nach Beau Vallon.

Dort wurden wir wieder freundlich empfangen und wurden direkt in unser kleines Appartment in den ersten Stock geführt. Ich war mal wieder sprachlos. Die Sache mit dem Meerblick ist ja immer relativ, manchmal muss man den Kopf weit aus dem Fenster halten, zur Seite drehen, um in einiger Entfernung ein Stück des blauen Ozeans zu erkennen. Aber hier ist das nicht so. Gleich mehrere bodentiefe schiebetüren gaben den Blick auf eine lamggezogene Bucht frei und man hörte die Wellen sanft rauschen. Glücksfall. Schon wieder. Der neue Hauswirt lächelte und freute sich über meine Reaktion.

Wir haben uns fuer die nächsten 3 Tage im Surfers Cove eingemietet. Hier gibt es insgesamt 4 Apartments und unseres hat einen grossen Wohn-/Küchenbereich, ein grosses Schlafzimmer und ein schönes Bad mit riesiger bodengleicher Dusche.

Wir konnten es kaum abwarten, unsere Badesachen anzuziehen und runter ans Meer zu gehen. Es gibt hier zwar keinen richtigen Sandstrand, aber dafuer ist es leicht felsig, und der Boden des klaren Wassers ist übersät mit Korallen und Grünpflanzen.

Netterweise hat man hier eine Kiste mit Schnorchelzeug bereit gestellt, wo man sich einfach bedienen darf. Also packten wir jeder ein paar Flossen, Schnorchel und Taucherbrille und dann ging es los. Während Kai es einfach leichter von der Hand bzw. vom Fuss fing, hatte ich Mühe, die viel zu engen Gummiflossen anzuziehen. Irgendwann schaffte ich es dann doch und watete etwas ungelenk durch das noch seichte steinige Gewässer. Hätte ich mich beobachten koennen, dann hätte es sicher einiges zu lachen gegeben.

Aber es war die Mühe wert und plötzlich entdeckte man immer mehr leuchtend bunte Fische, türkis, gelb, blau, grün, gestreift, mit Punkt, zweifarbig oder ganz bunt. Eine wunderschöne Welt und man muss einfach nur zuschauen.

Es war tatsächlich recht anstrengend und ich war schon ein bisschen müde, als Kai mich auf einen Spaziergang in den Ortskern von Beau Vallon ueberredete.

Wir liefen erst ein bisschen am Strand entlang und nach etwa 10 minuten kam dann tätsächlich der erste überfüllte Abschnitt, den ich auf den Seychellen bisher gesehen habe. Gar nicht mal so schön, aber irgendwo muessen sie ja alle sein, die vielen Touristen. Ansonsten sind die Traumstraende nämlich alle faszinierend leer.

Den Ortskern gab es irgendwie nicht so richtig, also kehrten wir um, kauften im Supermarkt noch ein paar hochpreisige Lebensmittel fuers Abendessen und gingen langsam zum gemütlichen Teil des Tages über.

Trennung in Italien

Jetzt sitze ich schon fast zwei Stunden am Flughafen Bergamo rum und bin ein ganz bisschen traurig. Herr C. hat mich vorhin hier abgesetzt, wir haben vor der Security Schlange noch einen letzten Cappuccino zusammen getrunken und weg war er. Hab sogar ein paar Tränchen verdrückt.

Aber so war es geplant und er hat mich schließlich dazu überredet, direkt von Italien aus zu fliegen.

Achso, wo es hingeht? Etwas weiter westlich in Europa, wo ich nachher am Flughafen Valencia von meiner lieben Freundin Frau H. abgeholt werde. Da freue ich mich sehr drauf, auch wenn das Herz gerade noch etwas trübe in den Seilen hängt.

Heute morgen sind wir wieder sehr früh aufgebrochen, denn die offizielle Fahrzeit laut Navi sollte 5 Stunden betragen und gerade Freitags steckt auch in der italienischen Autostrada gerne mal der Wurm drin. Also lieber nix riskieren und deswegen bin ich eben schon recht zeitig hier angekommen.

Wenn man so eine Woche fast in der Einsamkeit verbracht hat, dann koennen einem die vielen anderen Menschen am Flughafen plötzlich furchtbar auf den Geist gehen 🙃

Naja, in einer guten Stunde geht es los. Bis dahin strick ich einfach noch ein paar Maschen und hör ein bisschen Podcast.

Tartufo + Cinghiale

Es ist Donnerstag, früher Abend und ich sitze frisch geduscht auf den gemütlichen Schwingstühlen auf der Terrasse vor unserem Zimmer und vertreibe mir noch ein bisschen die Zeit, bevor wir zum Abendessen noch mal rausfahren. Heute wurde es tatsächlich etwas voller im Hotel, das ansonsten in den letzten Tagen wenig besucht war. Der Weg zur Rezeption führt auch an unsererer Terrasse vorbei und wir müssen den Neuankömmlinge immer wieder erklaeren, dass es sich bei uns nicht um die Rezeption handelt. Es sind fast ausschließlich Frauen und alle tragen eine Yogamatte unterm Arm. Ist sicher auch der perfekte Ort fuer einen Yoga retreat. Die Dame an der Rezeption sagte lächelnd, die seien alle leicht verrückt 🤪

Gestern sind wir erst wieder nachmittags aus dem Haus und haben uns den zweitgrößten Ort der Provinz Perugia fuer einen kleinen Besuch ausgewählt.

Auf dem Weg dorthin gab es tatsächlich ein paar Lavendelfelder zu bewundern. Die haette ich ja eigentlich eher in die Provence verortet. Aber umso mehr haben wir uns hier gefreut. Der blühende Lavendel ist ein Fest für Bienen und Schmetterlinge aller Art und es macht Spass das summende Treiben zu beobachten.

Danach erreichten wir unser Ziel. Foligno hat knapp 60.000 Einwohner und erfüllte exakt unsere Erwartungen. Ein quirliges italienisches Städtchen, welches am Nachmittag nach der Siesta noch mal richtig zum Leben erwacht. Es gab ein paar nette Geschäfte und in einer Bar habe ich den Hipsterdrink der vergangenen Jahre probiert, einen wirklich leckeren Espressotini. Muss ich zuhause mal nachmachen. Wirklich sehr schmackhaft.

Irgendwann zog sich der Himmel immer mehr zu und obwohl es noch noch mal sieben war, verdunkelt sich alles sehr dramatisch. Auf dem Weg zurueck zum Auto fing es bereits an zu regnen. Auf der Fahrt zum nächsten Ort schüttete es dann aus allen Kübeln.

Wir nutzten die Zeit noch für einen kurzen Stop im Supermercato um unsere Pastavorräte aufzustocken. Das ist natuerlich vollkommen unnötig und übertrieben, aber ich mag einfach diese ganzen speziellen Formen, die man bei uns nicht an jeder Ecke kriegt. So habe ich ausserdem mit jeder Packung, die ich öffne eine schöne Erinnerung an den Urlaub.

In immer noch strömendem Regen erreichten wir Spello. Ein kleines Örtchen, dessen terrakottafarbene Steinhäuser sich malerisch an einen Bergrücken schmiegen. Es wirkt daher auch etwas wie eine kleinere Version on Assisi.

Wir parkten unten am Ortsrand und stiegen mit Schirm im prasselndem Regen die Treppen nach oben. Auf der grossen Piazza erspähte mein Auge sogleich ein gemütlich aussehendes Lokal mit Tischen, die gut geschützt unter einem Laubengang aufgereiht waren.

Die lokale Küche bietet eine grosse Auswahl an allem, was der Wald so hergibt, vor allem Wildschwein und Trüffel sind eine Spezialität der Gegend. Beides nicht so mein Fall, so gabs fuer den Gatten lokale Speisen und ich durfte mal wieder eine sooooo leckere Pizza geniessen. Schöner dünner Boden und reichhaltig belegt, so hab ichs gern.

Der Regen hat aufgehört und so sind wir zum Abschluss des schönen Tages noch ein bisschen im malerischen Örtchen umherspaziert, bevor wir wieder auf einem der zahlreichen schlängelenden Wege im Wald verschwunden sind.

Federvieh

Heute ist doch tatsächlich schon wieder der letzte Tag in dieser zauberhaften Unterkunft in den bewaldeten Bergen im Herzen von Umbrien. Das Hotel Le Silve di Armenzano liegt traumhaft inmitten einer hügeligen Landschaft und ausser zirpenden Grillen, zwitschernden Vögel und summenden Insekten ist nichts zu hören.

Vorgestern habe ich mir eine Vogelstimmenapp runtergeladen und nun versuche ich mich ein bisschen an einfacher Ornitolgie. Gerade habe ich den Ruf eines Kuckucks identifiziert (OK, den haette ich auch ohne App erkannt 😉) aber all die anderen Piepmätze sind schon schwieriger zu unterscheiden.

Vorgestern haben wir einen Ruhetag eingelegt und waren lange am oberen Pool der Anlage. Dieser liegt noch mal etwa einen Kilometer oberhalb der Anlage und das Gelände ist sehr weitläufig, super gepflegt und vom Pool kann man weit ins Tal schauen.

Vor dem Abendessen haben wir uns noch das Nachbardorf Armenzano angeschaut. Ein winziger Steinhaufen, deren Gässchen in konzentrischen Kreisen angelegt sind. Wir wurden von einem roten ortsansässigen Kater durchs Dorf begleitet.

Danach waren wir wieder sehr lecker essen, in einer dieser absolut typischen italienischen Lokale. Im Inneren ist es meist sehr hell und die Speisekarte ist voller lokaler Leckereien. Nebendran war eine Bar mit einer Theke aus braunem Granit, der gigantischen silbrig glänzenden Kaffeemaschine und den typischen Kaugummiauslagen neben der Kasse.

Es gab einen leckeren Vorspeisenteller und danach eine schmackhafte Pasta. Zum Abschluss eine Kugel Vanilleeis über die ich meinen Espresso gekippt habe. So ein Affogato ist was feines.

Der Ruf des Waldkauz

Gestern Nachmittag sind wir nach Assisi gefahren. Es ist gar nicht so weit weg von unserer Unterkunft, aber die Strasse hat es in sich. Gerade so befestigt, hat der Zahn der Zeit so einiges an Schlaglöchern hervorgebracht. Es bedarf einiger Konzentration des Fahrers, zumal die Strasse größtenteils durch den Wald führt und die Beschilderung vor Wildwechsel warnt.

Es war ein heisser Tag und wir haben oberhalb der Stadt geparkt. Wir waren beide sehr erstaunt, dass es gar nicht so voll war, wir wir vermutet hatten. Montags herzukommen erwies sich als gute Idee.

Wir sind den ganzen Weg bis vor zur Hauptsehenswüdigkeit gelaufen. Der Basilika des heiligen Franziskus. Ich wuerde hier mal wieder ungeniert zu einem Superlativ greifen und behaupten, dass dies eines der schönsten Kirchengebäude im Land ist. Besonders die Wandmalereien in der unteren Basilika, wirklich wunderschön und vor allem auch die Mehrstöckigkeit macht das Gebäude so einzigartig.

Wenn man von fast ganz oben nach ganz unten gelaufen ist kommt dann das Unausweichliche. Man muss alles wieder raufklettern. Und das zog sich bei der strahlenden Sonne wirklich ordentlich. Ich war ja noch nie sehr Hitzefest, ich schwitzte und jammerte zugegebenermassen ein kleines bisschen.

Mein Fazit zu Assisi: Die Basilika ist wirklich sehenswert, die Stadt ist hübsch an einem Hügel gelegen und hat schon fast musealen Charakter. Die Gebäude sind fast ausschließlich mit braunen Bruchsteinen verkleidet und überall ergeben sich hübsche Fotomotive. Und doch sage ich mal vorsichtig, dass ich jede quirlige italienische Stadt mit ihrem ganz typischen Flair aus Bars, Cafés und Geschäften, einem solch pittoresken Ort vorziehe. Aber das soll in keinem Fall die Schönheit von Assisi schmälern und ist auch nur meine ganz persönliche Meinung.

Am Abend wollten wir eigentlich dort noch feudal essen gehen, um unseren Hochzeitstag gebührend zu feiern. Aber aus irgendeinem Grund mochten wir raus aus der Stadt. Wir googelten ein bisschen und fanden so ein ganz bezauberndes kleines familiengeführtes Ristorante mitten im Nirgendwo. Wir waren etwas zu früh dran und man bot uns an, in einer Art hängendem Liegestuhl zu warten. Wir bestellten einen Bianco Sporco und beobachteten die vielen Tiere die dort überall herum lagen. Hühner, Gänse, Katzen, Hunde und Ziegen, fast ein kleiner Zoo in der Campagne.

Das Federvieh lief Kreuz und quer über die Terrasse und wir bekamen jeder eine sagenhaft leckere Pizza, gefolgt von einem dickflüssigem italienischen Espresso.

Kurz vor dem Schlafengehen haben wir noch draussen auf der Terrasse gesessen. Wir konnten laut und deutlich den Ruf eines Waldkauz hören. Ein wirklich toller Abschluss eines wunderschönen Hochzeitstages.

Das verflixte 7. Jahr

Heute vor genau 7 Jahren kamen wir gerade aus dem Standesamt und aus Frau S. wurde Frau C…. Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Und genauso Wahnsinn, dass wir immer noch so glücklich sind ;-)

Bisher war es nie langweilig. Wir haben gemeinsam schon so einiges gestemmt und so manche Hürde überwinden müssen. Allen voran natuerlich die verrückte Affengeschichte und zuletzt die vergangenen Corona Jahre mit Homeoffice und diversen Lockdowns.

Umso schöner ist es jetzt, da wir endlich mal wieder weitgehend unbeschwert und nahezu maskenfrei reisen duerfen (geniessen wir es, solange es anhält).

Gestern ging es wieder sehr früh los und gegen 2 haben wir unser eigentliches Ziel der Reise erreicht. Wir sind in einem wunderschönen Refugium mitten im hügeligen Umbrien, in der Nähe von Assisi gelandet.

Die Unterkunft ist ein Traum und eines siebten Hochzeitstages absolut würdig. Wunderschöne Ausblicke und wir sind wirklich mitten in der Natur. Überall summt es und brummt es. So viele Schmetterlinge auf einmal habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Gestern Abend waren wir im Restaurant, welches zum Hotel gehört und haben uns mit einem mehrgängigen italienischen Menü verwöhnen lassen. Vorab natuerlich auch hier wieder einen grossen Humpen meines Lieblingsaperitifs.

Gerade chillen wir etwas am Pool während die Batterien meiner Kamera noch laden. Gleich geht es nach Assisi. Wir freuen uns drauf.