Jetzt sitze ich schon fast zwei Stunden am Flughafen Bergamo rum und bin ein ganz bisschen traurig. Herr C. hat mich vorhin hier abgesetzt, wir haben vor der Security Schlange noch einen letzten Cappuccino zusammen getrunken und weg war er. Hab sogar ein paar Tränchen verdrückt.
Aber so war es geplant und er hat mich schließlich dazu überredet, direkt von Italien aus zu fliegen.
Achso, wo es hingeht? Etwas weiter westlich in Europa, wo ich nachher am Flughafen Valencia von meiner lieben Freundin Frau H. abgeholt werde. Da freue ich mich sehr drauf, auch wenn das Herz gerade noch etwas trübe in den Seilen hängt.
Heute morgen sind wir wieder sehr früh aufgebrochen, denn die offizielle Fahrzeit laut Navi sollte 5 Stunden betragen und gerade Freitags steckt auch in der italienischen Autostrada gerne mal der Wurm drin. Also lieber nix riskieren und deswegen bin ich eben schon recht zeitig hier angekommen.
Wenn man so eine Woche fast in der Einsamkeit verbracht hat, dann koennen einem die vielen anderen Menschen am Flughafen plötzlich furchtbar auf den Geist gehen 🙃
Naja, in einer guten Stunde geht es los. Bis dahin strick ich einfach noch ein paar Maschen und hör ein bisschen Podcast.
Es ist Donnerstag, früher Abend und ich sitze frisch geduscht auf den gemütlichen Schwingstühlen auf der Terrasse vor unserem Zimmer und vertreibe mir noch ein bisschen die Zeit, bevor wir zum Abendessen noch mal rausfahren. Heute wurde es tatsächlich etwas voller im Hotel, das ansonsten in den letzten Tagen wenig besucht war. Der Weg zur Rezeption führt auch an unsererer Terrasse vorbei und wir müssen den Neuankömmlinge immer wieder erklaeren, dass es sich bei uns nicht um die Rezeption handelt. Es sind fast ausschließlich Frauen und alle tragen eine Yogamatte unterm Arm. Ist sicher auch der perfekte Ort fuer einen Yoga retreat. Die Dame an der Rezeption sagte lächelnd, die seien alle leicht verrückt 🤪
Gestern sind wir erst wieder nachmittags aus dem Haus und haben uns den zweitgrößten Ort der Provinz Perugia fuer einen kleinen Besuch ausgewählt.
Auf dem Weg dorthin gab es tatsächlich ein paar Lavendelfelder zu bewundern. Die haette ich ja eigentlich eher in die Provence verortet. Aber umso mehr haben wir uns hier gefreut. Der blühende Lavendel ist ein Fest für Bienen und Schmetterlinge aller Art und es macht Spass das summende Treiben zu beobachten.
Danach erreichten wir unser Ziel. Foligno hat knapp 60.000 Einwohner und erfüllte exakt unsere Erwartungen. Ein quirliges italienisches Städtchen, welches am Nachmittag nach der Siesta noch mal richtig zum Leben erwacht. Es gab ein paar nette Geschäfte und in einer Bar habe ich den Hipsterdrink der vergangenen Jahre probiert, einen wirklich leckeren Espressotini. Muss ich zuhause mal nachmachen. Wirklich sehr schmackhaft.
Irgendwann zog sich der Himmel immer mehr zu und obwohl es noch noch mal sieben war, verdunkelt sich alles sehr dramatisch. Auf dem Weg zurueck zum Auto fing es bereits an zu regnen. Auf der Fahrt zum nächsten Ort schüttete es dann aus allen Kübeln.
Wir nutzten die Zeit noch für einen kurzen Stop im Supermercato um unsere Pastavorräte aufzustocken. Das ist natuerlich vollkommen unnötig und übertrieben, aber ich mag einfach diese ganzen speziellen Formen, die man bei uns nicht an jeder Ecke kriegt. So habe ich ausserdem mit jeder Packung, die ich öffne eine schöne Erinnerung an den Urlaub.
In immer noch strömendem Regen erreichten wir Spello. Ein kleines Örtchen, dessen terrakottafarbene Steinhäuser sich malerisch an einen Bergrücken schmiegen. Es wirkt daher auch etwas wie eine kleinere Version on Assisi.
Wir parkten unten am Ortsrand und stiegen mit Schirm im prasselndem Regen die Treppen nach oben. Auf der grossen Piazza erspähte mein Auge sogleich ein gemütlich aussehendes Lokal mit Tischen, die gut geschützt unter einem Laubengang aufgereiht waren.
Die lokale Küche bietet eine grosse Auswahl an allem, was der Wald so hergibt, vor allem Wildschwein und Trüffel sind eine Spezialität der Gegend. Beides nicht so mein Fall, so gabs fuer den Gatten lokale Speisen und ich durfte mal wieder eine sooooo leckere Pizza geniessen. Schöner dünner Boden und reichhaltig belegt, so hab ichs gern.
Der Regen hat aufgehört und so sind wir zum Abschluss des schönen Tages noch ein bisschen im malerischen Örtchen umherspaziert, bevor wir wieder auf einem der zahlreichen schlängelenden Wege im Wald verschwunden sind.
Heute ist doch tatsächlich schon wieder der letzte Tag in dieser zauberhaften Unterkunft in den bewaldeten Bergen im Herzen von Umbrien. Das Hotel Le Silve di Armenzano liegt traumhaft inmitten einer hügeligen Landschaft und ausser zirpenden Grillen, zwitschernden Vögel und summenden Insekten ist nichts zu hören.
Vorgestern habe ich mir eine Vogelstimmenapp runtergeladen und nun versuche ich mich ein bisschen an einfacher Ornitolgie. Gerade habe ich den Ruf eines Kuckucks identifiziert (OK, den haette ich auch ohne App erkannt 😉) aber all die anderen Piepmätze sind schon schwieriger zu unterscheiden.
Vorgestern haben wir einen Ruhetag eingelegt und waren lange am oberen Pool der Anlage. Dieser liegt noch mal etwa einen Kilometer oberhalb der Anlage und das Gelände ist sehr weitläufig, super gepflegt und vom Pool kann man weit ins Tal schauen.
Vor dem Abendessen haben wir uns noch das Nachbardorf Armenzano angeschaut. Ein winziger Steinhaufen, deren Gässchen in konzentrischen Kreisen angelegt sind. Wir wurden von einem roten ortsansässigen Kater durchs Dorf begleitet.
Danach waren wir wieder sehr lecker essen, in einer dieser absolut typischen italienischen Lokale. Im Inneren ist es meist sehr hell und die Speisekarte ist voller lokaler Leckereien. Nebendran war eine Bar mit einer Theke aus braunem Granit, der gigantischen silbrig glänzenden Kaffeemaschine und den typischen Kaugummiauslagen neben der Kasse.
Es gab einen leckeren Vorspeisenteller und danach eine schmackhafte Pasta. Zum Abschluss eine Kugel Vanilleeis über die ich meinen Espresso gekippt habe. So ein Affogato ist was feines.
Gestern Nachmittag sind wir nach Assisi gefahren. Es ist gar nicht so weit weg von unserer Unterkunft, aber die Strasse hat es in sich. Gerade so befestigt, hat der Zahn der Zeit so einiges an Schlaglöchern hervorgebracht. Es bedarf einiger Konzentration des Fahrers, zumal die Strasse größtenteils durch den Wald führt und die Beschilderung vor Wildwechsel warnt.
Es war ein heisser Tag und wir haben oberhalb der Stadt geparkt. Wir waren beide sehr erstaunt, dass es gar nicht so voll war, wir wir vermutet hatten. Montags herzukommen erwies sich als gute Idee.
Wir sind den ganzen Weg bis vor zur Hauptsehenswüdigkeit gelaufen. Der Basilika des heiligen Franziskus. Ich wuerde hier mal wieder ungeniert zu einem Superlativ greifen und behaupten, dass dies eines der schönsten Kirchengebäude im Land ist. Besonders die Wandmalereien in der unteren Basilika, wirklich wunderschön und vor allem auch die Mehrstöckigkeit macht das Gebäude so einzigartig.
Wenn man von fast ganz oben nach ganz unten gelaufen ist kommt dann das Unausweichliche. Man muss alles wieder raufklettern. Und das zog sich bei der strahlenden Sonne wirklich ordentlich. Ich war ja noch nie sehr Hitzefest, ich schwitzte und jammerte zugegebenermassen ein kleines bisschen.
Mein Fazit zu Assisi: Die Basilika ist wirklich sehenswert, die Stadt ist hübsch an einem Hügel gelegen und hat schon fast musealen Charakter. Die Gebäude sind fast ausschließlich mit braunen Bruchsteinen verkleidet und überall ergeben sich hübsche Fotomotive. Und doch sage ich mal vorsichtig, dass ich jede quirlige italienische Stadt mit ihrem ganz typischen Flair aus Bars, Cafés und Geschäften, einem solch pittoresken Ort vorziehe. Aber das soll in keinem Fall die Schönheit von Assisi schmälern und ist auch nur meine ganz persönliche Meinung.
Am Abend wollten wir eigentlich dort noch feudal essen gehen, um unseren Hochzeitstag gebührend zu feiern. Aber aus irgendeinem Grund mochten wir raus aus der Stadt. Wir googelten ein bisschen und fanden so ein ganz bezauberndes kleines familiengeführtes Ristorante mitten im Nirgendwo. Wir waren etwas zu früh dran und man bot uns an, in einer Art hängendem Liegestuhl zu warten. Wir bestellten einen Bianco Sporco und beobachteten die vielen Tiere die dort überall herum lagen. Hühner, Gänse, Katzen, Hunde und Ziegen, fast ein kleiner Zoo in der Campagne.
Das Federvieh lief Kreuz und quer über die Terrasse und wir bekamen jeder eine sagenhaft leckere Pizza, gefolgt von einem dickflüssigem italienischen Espresso.
Kurz vor dem Schlafengehen haben wir noch draussen auf der Terrasse gesessen. Wir konnten laut und deutlich den Ruf eines Waldkauz hören. Ein wirklich toller Abschluss eines wunderschönen Hochzeitstages.
Mittwoch früh sind wir schon wieder aufgebrochen, dieses Mal zu unserer letzten Unterkunft auf unserer kleinen Oberitalienrundfahrt. Doch dazu später mehr.
Auf dem Weg dorthin haben wir uns das hübsche Trient (Trento) angeschaut, in der Innenstadt einen Aperol Spritz getrunken und uns ein bisschen beim Bummeln die Beine vertreten. Ich mag es sehr, dieses ziellose Herumlaufen in einer unbekannten Stadt. Ab und zu gehe ich mal in ein Geschäft, meistens wartet der Herr Gemahl geduldig draussen, manchmal kommt er auch mit rein. Kaufen tue ich meist nix, ich guck einfach gerne was die so haben. OK, manchmal muss es dann doch eine Kleinigkeit sein.
Nachdem wir wieder aus Trient draussen waren, ging die Fahrt in ca. 1 1/2 Stunden weiter nördlich nach Suraga im Fassatal, mittendrin in den bezaubernden Dolomiten. Nicht umsonst gehören diese zum UNESCO Weltnaturerbe und an den hohen Bergspitzen, die die Täler links und rechts einsäumen, kann man sich gar nicht satt sehen.
In der neuen Unterkunft haben wir sogleich erst mal den Wellness Bereich inspiziert. Wie fein. Im Hotel Dolomia gibt es zwei Saunen, ein Dampfbad, einen Pool und einen Whirlpool mit zuschaltbarem Wasserfall. Gefallen hat mir, dass hier die Leute ihre Badebekleidung anbehalten durften/sollten/mussten. Ich gehe wirklich gerne in die Sauna, aber ganz ehrlich, so richtig wohl fühle ich mich nicht unter den Nudisten. Ist eben so.
Am Abend dann gab es ein feudales 5 Gänge Menü mit Salatbuffett mit allerlei leckerer Trentiner Küche. Es war alles sehr schmackhaft zubereitet und wir hangelten uns vom geflammten Zucchinittörtchen, über leckerste Nudeln mit Pilzen, gebratenem und gekochtem bis hin zur allerfeinsten Karamelltorte.
An der Bar draussen machte sich der Kellner gerade einen Café Macchiato für den Eigenbedarf. Das ist ein Espresso mit einem Schuss Milch falls jemand fragt. Ich kramte tief in meiner Italienisch Schublade, grinste ihn breit an und sagte, ich hätte gerne einen Café „essatamente cosi“… woraufhin er mir zwinkernd seinen rüberreichte. Derselbe und der gleiche, jaja, die Feinheiten der Sprache muss ich wohl noch lernen.
Donnerstag morgen begann mal wieder mit einem gebuchten Programmpunkt. Es gibt einfach Dinge, die muss man vorher reservieren, sonst hat man keine Chance. So hatten wir also um 10 eine Tour im Neon Bone Yard gebucht. Dort werden viele alte und sehr bekannte Las Vegas Schilder ausgestellt. Ich hatte mich schon lange darauf gefreut, weil ich einfach ein großer Fan von Reklameschildern und Buchstaben bin.
Es war wirklich toll, wir bekamen auch einiges von der Geschichte der alten Hotels + Kasinos erzählt, zum Beispiel dem Stardust oder dem Sahara. Ich war begeistert und hab mal wieder geknipst, als gäbe es kein Morgen. Es war unglaublich heiß und wir bekamen Schirme mit auf die Tour. So ist Herr C. wie ein Kabelträger ständig mit dem Schirm hinter mir hergelaufen, weil ich wie ein kleiner Hundewelpe überall rumgerannt bin.
Danach wollten wir eigentlich weiter in die nahegelegene Wüste fahren und noch ein paar rote Steine gucken, aber uns allen ist der enttäuschte Gesichtsausdruck vom kleinen P. Nicht entgangen und so wurde kurzerhand umentschieden, an den Hotelpool zu gehen. Dort hatten wir richtiges Glück und ergatterten eine Lounge Ecke mit Sofa im Schatten direkt am Pool. Der Nachmittag war traumhaft und wir Erwachsenen orderten einen Eimer mit Eis und leckerem Corona und tranken auf den Teenager, dass er uns so einen schönen Nachmittag beschert hat.
Später am Abend haben wir uns dann nochmal ins Gewühl gestürzt und haben uns die Wasserspiele am Bellagio Hotel angeschaut und das Paris Hotel. Weil es dann aber doch zu viel war sind wir etwas außerhalb gefahren und haben ein tolles japanisches Lokal entdeckt, wo wir bei leckerem Sushi und japanischem Bier auf den wunderschönen Tag angestoßen haben.